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Wenn Profitgier zum Leitmotiv wird
von Sven Kobelt in WirtschaftskriseIn dieser Reihe möchte ich einige Beiträge schreiben darüber, wie die Weichen gestellt wurden für ein System, in dem die Gier nach Macht und Geld keine Grenzen kennt, warum dieser Weg in die Krise führen musste, und welche Folgen das für uns alle hat. Im ersten Teil: Wie das System bisher funktionierte…
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Jetzt, da die Blase, in der die westliche Welt viele Jahre schwebte, geplatzt ist und wir von Finanz- und Wirtschaftkrise auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden, muss jedem bewusst werden, wie unnachhaltig unser Handeln ist. Da können skrupellose Individuen Milliarden verzocken und der Staat gleicht die Kassen aus, um noch viel schlimmere Folgen abzuwenden. Aber wie ist das möglich? Wir sind in einen Teufelskreis geraten, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. Dabei profitieren viele Banken und Konzerne, i. A. Unternehmungen, doppelt. Zuerst auf konventionellem Wege, über den Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen. Hierbei fließt das Geld grundsätzlich in beide Richtungen, also vom Verbraucher zur Unternehmung und umgekehrt.
Simples Beispiel: ich kaufe mir ein Auto, welches ich mit dem Gehalt des Autokonzerns, bei dem ich angestellt bin, bezahle. Das Auto kostet mich mehr, als es den Hersteller gekostet hat, und dieser macht so einen Gewinn. Da ich aber nicht den gesamten Kaufpreis mit eigenen Mitteln aufbringen kann, nehme ich einen Kredit von meiner Bank in Anspruch. Diese Bank gibt auch dem Autokonzern Kredite, damit dieser überhaupt Autos produzieren kann um mir wiederum mein Gehalt zu bezahlen. Auch die Bank muss sich ihr Geld leihen, nämlich von mir in Form von Sparanlagen oder von der Zentralbank in Form von Neugeld. In beiden Fällen ist der Zinssatz, den die Bank zahlt um sich von mir bzw. der Zentralbank Geld zu leihen, geringer als jener, den ich und der Autokonzern für unsere Kredite von der Bank bezahlen müssen. So kann auch die Bank einen Gewinn machen. Eine gute Erklärung gibt es dazu auch bei Quarks & Co.
Wie am Beispiel nachvollziehbar entsteht in einem solchen System eine finanzielle Abhängigkeit sowohl der Unternehmungen untereinander als auch zwischen den Konsumenten und den Unternehmungen. Der springende Punkt ist nun: ein immer größer werdender Teil des Geldes fließt heute in Provisionen und Gewinnbeteiligungen und wird so dem Kreislauf entnommen. Die Folge: ein kleiner Teil der Bevölkerung bereichert sich, während die große Mehrheit bezahlt. Stehen die Unternehmungen dann auf Grund von Fehlentscheidungen und Spekulationen vor dem Ende, kann man sie wegen oben genannter Abhängigkeiten jedoch nicht sich selbst überlassen, da sonst weitere Unternehmungen und zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet wären. Stattdessen werden die Verluste über Staatshilfen ausgeglichen, die wiederum der Verbraucher, also der Steuerzahler, finanziert. Die Vorstände und Manager haben aber ihre Gehälter und Provisionen bereits kassiert und geben diese auch nicht zurück. Die Devise lautet: Gewinne werden privatisiert, Verluste werden sozialisiert.
Mancher wir sich nun fragen: Das hat doch lange funktioniert, warum jetzt nicht mehr? Dies und mehr in den nächstem Beiträgen…