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Taxi – Scharia: Der Kampf der Taliban (Teil 1)
von Sven Kobelt in Nachrichten, Blick ins AuslandEs will einfach keine Ruhe einkehren im Mittleren Osten – nicht in Afghanistan und schon gar nicht im Irak. Die katastrophale Sicherheits- und Versorgungslage in diesen Ländern nach Jahren des Krieges und der Besatzung durch westliche Streitkräfte wirft viele Fragen auf und es scheint offensichtlich, dass eine Erhöhung der Truppenstärke allein keine Lösung der Probleme bringen wird. Was aber macht die Situation in diesen Regionen so schwierig? Welche Rolle spielen dabei radikale Organisationen wie die Taliban? Das und mehr in diesem Beitrag…
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Wie in einem Artikel auf Tagesschau.de jüngst berichtet, ist die Zahl der durch Nato- bzw. ISAF-Truppen getöteten Zivilpersonen in Afghanistan in den ersten zwei Monaten 2009 größer als die Zahl der zivilen Opfer durch Aktionen der Taliban. Gleichzeitig starben im selben Zeitraum dreimal soviele US-Soldaten wie in den entsprechenden Monaten im Vorjahr. Das zeigt zum einen, dass es bisher keinerlei Entspannung der Lage zu geben scheint, was den Erfolg der internationalen „Friedensmission“ in Frage stellt, und zum anderen, dass die Streitkräfte mit der schwierigen Situation in diesen Ländern offenbar überfordert sind. Doch was sind die Gründe dafür? Ein wichtiger Faktor ist sicherlich, dass sich Gesellschaftsstruktur, Sprache, Kultur und Religion in der islamischen Welt stark von ihren westlichen Äquivalenten unterscheiden und vor allem die Religion für die meisten Menschen dort eine viel größere Bedeutung hat als bei uns heutzutage. So kommt es leicht zu Kommunikationsschwierigkeiten und Missverständnissen, was eine wirkliche Hilfe zur Selbsthilfe erschwert (siehe dazu ein Bericht in der ARD-Sendung Panorama). Weiterhin sind die betroffenen Länder sehr arm. Pakistan zum Beispiel, ein Nachbarland Afghanistans, welches unter zunehmendem Machteinfluss der Taliban steht, hat einen Human Development Index (HDI) von 0.562 und landet damit auf Platz 139 von 179 erfassten Ländern (zum Vergleich: der HDI Deutschlands liegt derzeit bei 0.94). Afghanistan und Irak liegen vermutlich noch weit darunter und gehören damit zu den am schlechtesten entwickelten und ärmsten Ländern der Welt. Das bedeutet, dass große Teile der Bevölkerung täglich ums Überleben kämpfen müssen, von Warlords und geistlichen Führern unterdrückt werden und keinen Zugang zu unabhängigen Informationen oder Bildung haben. In Kombination damit, dass weite Teile der Länder nur sehr schwer zugänglich und damit kaum zu kontrollieren sind, bieten sie einen idealen Unterschlupf für Kriminelle und Terroristen. Alles in allem ist die Situation eigentlich vergleichbar mit der in vielen Teilen Afrikas, mit einem entscheidenden Unterschied: im mittleren Osten gibt es etwas zu holen, nämlich Rohstoffe, vor allem Öl. Und deshalb interessieren sich in erster Linie die Amerikaner überhaupt dafür, dass dort eine stabile pro-westliche Regierung aufgebaut wird.
Fortsetzung folgt…