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Begriffsklärung in der Krise
von Sven Kobelt in Nachrichten, WirtschaftskriseIn allen Medien wird ja ununterbrochen über die Wirtschaftskrise berichtet. Aber wer weiß eigentlich, von was da gesprochen wird? Neulich habe ich im Zug zufällig ein Gespräch einiger Mitreisender verfolgt, die darüber diskutierten, worin genau der Unterschied zwischen einer Rezession und einer Inflation bestehe. Diese Frage an sich hätte ich ihnen zwar direkt beantworten können, aber damit ob und wie die beiden zusammen hängen, wäre es schon schwieriger geworden. Schlagen wir also die Definitionen einiger Begriffe nach…
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Wer gerade kein Lexikon zur Hand hat, kann zum Beispiel die Wissensseite der Bundeszentrale für politische Bildung nutzen. Hier ist zu lesen, dass laut Duden der Begriff Rezession gleichbedeutend ist mit Abschwung. Der wirtschaftliche Abschwung wiederum ist eine Konjunkturphase, in welcher Nachfrage und Produktion von Gütern rückläufig sind, wodurch Investitionen und Gewinne sinken. Gleichzeitig steigen die Zahl der Arbeitslosen und die Zahl der Unternehmen, die Konkurs anmelden. Konkurs oder Insolvenz ist die Zahlungsunfähigkeit einer Unternehmung, die Eintritt wenn das Unternehmen seine Schulden zu deren Fälligkeit oder gar nicht mehr begleichen kann. Die Depression ist übrigens der Tiefpunkt der Rezession, gekennzeichnet durch Massenarbeitslosigkeit und sinkende Einkommen.
Der Abschwung wirkt sich natürlich negativ auf den Staatshaushalt aus. Die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer sinken, während die Aufwendungen für Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld oder Kurzarbeitergeld ansteigen. Hinzu kommen dann noch die Milliarden, die derzeit in Konjunkturpakete fließen, zum Beispiel in Form von Bürgschaften. Wie aktuell auf ARD.de berichtet wurde, geht die erste Großbürgschaft des Wirtschaftsfonds Deutschland an die Heidelberger Druckmaschinen AG. Das bedeutet der Bund verpflichtet sich als Bürge, im Falle der Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens für dessen Schulden gegenüber seinen Gläubigern aufzukommen. Der Bürge kann gegebenenfalls die von ihm geleisteten Zahlungen vom Unternehmen zurück verlangen. So ist die Bürgschaft in erster Linie als Sicherheit zu sehen, damit ein angeschlagenes Unternehmen seine Kreditwürdigkeit wieder erlangt. Im Gegensatz zur Bürgschaft bedeutet die Vergabe eines Kredits oder Darlehens die direkte Überlassung von finanziellen Mitteln über einen bestimmten Zeitraum. Dabei ist der Kreditnehmer verpflichtet, den erhaltenen Geldbetrag zuzüglich Zinsen am Ende der Laufzeit an den Kreditgeber zurück zu zahlen.
Im Gegensatz zur Rezession ist die Inflation keine Konjunkturphase, sondern ein volkswirtschaftlicher Prozess, der in unterschiedlichen Konjunkturphasen auftreten kann. Die Inflation bezeichnet eine über längere Zeit anhaltende Verminderung der Kaufkraft. Meist schlägt sich dies in stetigen Preissteigerungen nieder, welche eine Wertminderung des Geldes herbeiführen. Die Menge der Waren oder Dienstleistungen, die man für einen bestimmten Geldbetrag erhält, nimmt also ab. Für die Inflation spielt vor allem die Menge des Geldes gegenüber der Menge der Güter der Volkswirtschaft eine Rolle. Ist relativ zur Gütermenge eine große Geldmenge in Umlauf, begünstigt dies eine Inflation.
Die Inflation geht nicht zwangsweise einher mit der Rezession, im Gegenteil: wie kürzlich auf Tagesschau.de berichtet wurde, befürchtet man in den USA durch die Wirtschaftskrise eine starke Deflation. Die Deflation ist das Gegenteil der Inflation und ist gekennzeichnet durch einen Preisverfall. Haben die Leute weniger Geld zur Verfügung und gleichzeitig Zukunftsängste, zum Beispiel vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, geben sie weniger Geld aus. Die Nachfrage nach Gütern sinkt, und wie wir als Anhänger der freien Marktwirtschaft wissen, kommt es dadurch zu Preissenkungen. Die Kaufkraft der Leute steigt. Im schlimmsten Fall spekulieren die Konsumenten dann auf weiter sinkende Preise, und schieben anstehende Investition erst einmal auf. Daher stellt die Deflation eine besondere Gefahr für die Wirtschaft dar.